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Warum darf ich nicht wählen ?

Text und Fotos von Klaus Kächler, Gießener Anzeiger vom 27.06.2023

An Fragen mangelte es nicht am Montagvormittag in der Sporthalle der Dietrich-Bonhoeffer Schule (DBS), gerade im Vorfeld der Hessenwahl am 8. Oktober.

Warum darf man bei der Landtagswahl mit 16 noch nicht wählen? Soll es im hessischen Wahlrecht eine Altersbegrenzung nach oben geben? Wie kann man Schulen finanziell besser ausstatten? Und: Wie steht es um die viel diskutierte Einführung eines Gesellschaftsdienstes nach der Schule aus? An Fragen mangelte es nicht am Montagvormittag in der Sporthalle der Dietrich-Bonhoeffer Schule (DBS), gerade im Vorfeld der Hessenwahl am 8. Oktober.

Landtagsabgeordnete aller Fraktionen aus dem heimischen Wahlkreis standen im Rahmen des Projekts »dialogP« Schülerinnen und Schülern aus dem Jahrgang G9 und R9 Rede und Antwort, die noch gar nicht wählen dürfen.

 

Nach einer Vorstellungsrunde mussten Michael Rühl (CDU), Katrin Schleenbecker (Grüne), Nina Heidt-Sommer (SPD), Arno Enners (AfD), Lisa Deißler (FDP) und Dr. Ulrich Wilken (Linke) sich an Gruppentischen den Fragen der jungen Leute stellen. Ähnlich wie beim Speeddating wurde nach zehn Minuten gewechselt. Moderiert wurde das Format souverän von Miguel Vereb Medeiros (G9c), Jana Ziegler (G9a) und Luca Müller (G9c). Allerdings musste Jana Ziegler das ein oder andere Mal die Glocke, die jeweils eine Gesprächsrunde beenden sollte, mehrmals bemühen, da fast alle Politiker kaum in ihren Argumentationen zu stoppen waren.

 

Das Projekt »dialogP« ist eine Initiative des gemeinnützigen und überparteilichen Vereins Kumulus. Es will Jugendliche ab 16 Jahre mit Abgeordneten auf Augenhöhe diskutieren lassen. Dabei geht es nicht nur um die Auseinandersetzung mit landespolitischen Themen, die jungen Menschen auf der Seele brennen. Auch der Abbau von Vorbehalten und Vorurteilen soll gefördert werden. In Lich klappte das prima.

Die organisatorischen Fäden der Veranstaltung liefen bei Karin Gruss zusammen. Ziel von »dialogP« sei die Steigerung des politischen Interesses unter Jugendlichen und die Erfahrung: Einmischen lohnt sich. Über den Ansatz der politischen Bildung soll ein Beitrag zur Überwindung von Politikverdrossenheit geleistet und Jugendliche zu politischer Partizipation angeregt werden, so die Fachlehrerin für Politik & Wirtschaft an der DBS. Damit solle eine lebendige Demokratie gefördert werden.

Die Jugendlichen lernten so, wie parlamentarische Demokratie funktioniere. »Neben politischem Gestaltungswillen braucht es Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit, andere zu überzeugen, um Mehrheiten zu gewinnen«, erläutert Karin Gruss.

In Vorbereitungstreffen und im regulären Unterricht hatten sich die Schülerinnen und Schüler auf den Vormittag mit den Polit-Profis vorbereitet.

Im Laufe der Veranstaltung erfuhr man auch etwas über die persönliche Motivation der Abgeordneten, in die Politik zu gehen. So berichtete Michael Rühl, dass er bereits mit 15 in die CDU eingetreten sei, während Katrin Schleenbecker als alleinerziehende Mutter mit Problemen konfrontiert war, die sie anderen ersparen wollte. Lisa Deißler schließlich wundert sich noch heute, dass sie mit ihren 30 Lenzen zu den drei jüngsten Abgeordneten im Hessischen Landtag gehört. Während Arno Enners sich als Kind noch nicht träumen ließ, Politiker zu werden, sieht Ulrich Wilken die Sache pragmatisch: »Irgendjemand muss es tun, damit sich etwas ändert.«

Im Anschluss an den Meinungsbildungsprozess im Dialog mit den Abgeordneten wurde über alle Fragen abgestimmt. So mancher Politiker sah sich dabei mit Gegenwind konfrontiert.

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