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Buchenwald – Junge Menschen im Kontakt mit der NS-Diktatur

Kunst im Konzentrationslager? Ein Gedanke, der zunächst einmal befremdlich erscheint. Doch es gab sie, die Künstler, die mit einfachsten Mitteln oft heimlich während der Haft in Buchenwald illegale Kunstwerke anfertigten. Einige der Werke blieben erhalten und sind heute unter anderem in der Kunstausstellung vor Ort im Gebäude der ehemaligen Desinfektion ausgestellt.

Als Ende Mai eine Schülergruppe der Licher Dietrich-Bonhoeffer-Schule gemeinsam mit ihren Lehrkräften Jan Hildebrand und Julia Scheld eine Woche lang die Gedenkstätte Buchenwald besuchte, war Kunst eines der Schwerpunktthemen bei der Beschäftigung mit diesem schwierigen Ort. Das ehemalige Konzentrationslager ist heute ein Ort des Gedenkens aber auch der Bildung. Mit unterschiedlichen didaktischen Methoden wird versucht, die Thematik den Schüler*innen näher zu bringen. Hierbei gibt es auch die Möglichkeit, sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen. Einige Schüler*innen gingen hierzu ins Atelier und brachten die gewonnenen Eindrücke zu Papier. So gab es am Ende nicht nur neues Wissen, sondern auch ein fertiges Ergebnis zum nach Hause nehmen.

Im umfangreichen Führungsprogramm der Gedenkstätte konnten die Jugendlichen das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers näher kennen lernen. Dieses gliedert sich in drei Bereiche: Den Häftlingsbereich, den Bereich der SS und die Produktionsstätten. Das Tor zum Häftlingsbereich mit der nach innen zeigenden Aufschrift „Jedem das Seine“ hat bei vielen Eindruck hinterlassen. Mitten im Häftlingsbereich steht auch das ehemalige „Krematorium“. Mit pietätvoller Brandbestattung hatte die Anlage des Herstellers Topf und Söhne allerdings wenig zu tun, sie war eher ein Leichenverbrennungsofen, der die Beweise der nationalsozialistischen Mordtaten beseitigen sollte. Das Häftlingskommando, das hier arbeiten musste, sah täglich die Leichen und der Geruch der Verbrennung war im ganzen Lager allgegenwärtig.

Ein Teil der Gruppe besuchte die Restaurierungswerkstatt der Gedenkstätte, wo sich die Gruppe mit originalen Fundstücken beschäftigen konnte. Diese wurden gereinigt und wieder in Form brachte. So war man in der Lage, das ein oder andere zuvor unsichtbare Detail zu entdecken. Die Objekte wurden anschließend beschrieben, katalogisiert und im Magazin verwahrt.

Gemeinsam mit dem Gedenkstättenpädagogen Jan Malecha ging ein anderer Teil der Gruppe zum Gedenkweg der Buchenwaldbahn. In diesem Projekt werden hier die Namen von Kindern, die aus Buchenwald in Vernichtungslager deportiert wurden, entlang der ehemaligen Bahntrasse in Gedenksteine gemeißelt. Die Licher Jugendlichen konnten hier ebenfalls als Steinmetze tätig werden und einen der dort ausgelegten Steine mit einem Namen versehen. Sie beschäftigten sich außerdem mit Erhaltungsarbeiten am Gedenkweg, indem sie zum Beispiel Gedenksteine reinigten und Entwässerungsgräben freilegten.

Auch in der nahegelegenen Stadt Weimar hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit der nationalsozialistischen Geschichte zu beschäftigen. Jan Malecha zeigte den Schüler*innen im Rahmen einer Führung nicht nur die dort aufgestellten Gedenktafeln, sondern auch das ehemalige Gestapo Hauptquartier. An der Statue von Ernst Thälmann, der als Vorsitzender der KPD im August 1944 in Buchenwald ermordet wurde, diskutierte man die Erinnerungskultur in verschiedenen historisch-politischen Zusammenhängen und die heutige Betrachtung einer solchen Statue, denn Thälmann ist aufgrund seiner kommunistischen Einstellung kein Demokrat gewesen. Buchenwald hatte in der DDR eine hohe politische Relevanz, da die Selbstbefreiung des Lagers am 11. April 1945 als Stärke der kommunistischen und sozialdemokratischen Häftlinge und so als positives Beispiel für die politische Linke des Arbeiter- und Bauernstaates angesehen wurde.

Im Weimarer Nationaltheater wurde 1919 die Verfassung des ersten demokratischen deutschen Staates, der Weimarer Republik, ausgearbeitet. So hat das Gebäude einen hohen ideellen Wert, da dies einen wichtigen Schritt in Richtung unserer heutigen Demokratie bedeutete.

Dietrich Bonhoeffer, Namensgeber der Licher Gesamtschule, leistete Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur und war ebenfalls für mehrere Wochen in Buchenwald inhaftiert. Er selbst war allerdings nie im eigentlichen Häftlingsbereich, sondern im Keller einer SS-Kaserne eingesperrt. Von dort wurde er in das KZ Flossenbürg verschleppt, wo er am 9. April 1945 ermordet wurde. Sowohl der Haftort als auch die Gedenkplakette können in der Gedenkstätte besucht werden.

Als Ergebnis konnte Schülergruppe der Dietrich-Bonhoeffer-Schule viele interessante Eindrücke und neues Wissen mit nach Hause nehmen. Das Arbeitsseminar in der Gedenkstätte Buchenwald veranschaulichte für viele die Grausamkeit und Brutalität der Nationalsozialisten und einer durch rechtes Gedankengut bestimmten Gesellschaft. Den Jugendlichen wurde die Verantwortung aber auch die Möglichkeit vor Augen geführt, es nie wieder so weit kommen zu lassen.

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